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03.11.2001: 12.05 Uhr Vietnam-Zeit (6.05 Uhr MEZ)...die letzte Etappe nach Vietnam steht an. Nur noch gut eine halbe Stunde und wir sind in Hanoi. Ich habe bisher noch kein Auge zugemacht, war einfach „zu
aufgedreht“. Doch das Tageslicht erledigt den Rest. Wenn ich überlege, dass ich nun schon 26 Stunden auf den Beinen bin, so fühle ich mich doch noch ziemlich fit. So langsam stelle ich auch meinen Magen auf
die Zeitverschiebung ein – zum Mittagessen nach Vietnamzeit gab es Curryhühnchen; sprich nach MEZ heißt das um 5 Uhr morgens! Bin mal gespannt, was mein Magen dazu sagt :o) ... Der Flughafen in Malaysia war
übrigens unheimlich sauber – von solchen Flughäfen kann man in Europa nur träumen – man konnte dort regelrecht vom Boden essen. Auch hier stand wieder eine intensive „Körperkontrolle“ an, bei der
Silke ihr Moskitospray wohl oder übel schon in Malaysia lassen musste – echt ärgerlich. Aber Sicherheit geht einfach vor. Na ja ...unsere Gruppe wird in dieser Hinsicht wohl bestens ausgestattet sein
und ....gemeinsam sind wir stark :o)
04.11.2001: 7.00 Uhr ...die Luft im Zimmer ist schwül ...nach einer durchschwitzten Nacht im Schlafsack werde ich durch das monotone Hupen der zahlreichen Motorräder geweckt. Noch immer wirken die zahlreichen
EindrĂĽcke des Vortages nach. Hier ein kurzer RĂĽckblick auf den gestrigen Tag:
03.11.2001: 14 Uhr: Letzte „bürokratische Vorgehensweisen“ am Flughafen werden recht problemlos genommen. Zahlreiche Stempel auf mehreren Papierdurchschlägen, freundliche Vietnamesen. Mit Khang, unserem
Reiseleiter für die kommenden 3 Wochen, fahren wir zum Hotel. Schnell werden einem die „Grundregeln im Straßenverkehr“ klar.
- Regel: Wenn Du mutig bist, so passiert Dir nichts
- Regel: Wer bremst, verliert
- Regel: Achte immer auf eine funktionierende Hupe...denn Du brauchst sie ständig
- Regel: Abstand halten ist wichtig...5 cm reichen dicke!!!
- Regel: ...ist wahrscheinlich die, dass es hier keine richtigen Regeln gibt..
Als wir um 14 Uhr unser Zimmer beziehen, bin ich positiv überrascht...Klimaanlage, Kühlschrank, spitzenmäßige Betten. Das Zimmer hier ist besser als so manche, die ich in Europa schon erlebt habe. Da kann
Pariser- und Prager-Standard absolut nicht mithalten.
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Gegen 16 Uhr wagen Uli, Anja, Silke und ich unsere ersten Schritte alleine durch Hanoi. Direkt vor dem Hotel
werden wir von einer älteren Hutverkäuferin angesprochen, die eisern versucht, ihre Ware an uns zu verkaufen.
Erste Lernschritte werden gemacht...wie vermittelt man dieser Dame freundlich, dass man keinen Hut kaufen
möchte, ohne „nein“ zu sagen. Es werden von uns zunächst „Ausweichtaktiken“ versucht...schöne Hüte, aber
momentan benötigen wir keinen. ...später ...! Doch die Leute haben und nehmen sich hier (auch beim anpreisen
ihrer Waren) viel Zeit, so dass die ältere Dame auf den kommenden 100 Metern unsere „Wegbegleiterin“ wird.
Dann wird sie von einem Postkartenverkäufer abgelöst. Er bietet uns zunächst Postkarten an, wechselt dann
aber auf seine Bücher um. Die gleichen Diskussionen entstehen: „Nice, Thank you, but we have a lot of
postcards at home and all books about Vietnam“ ...schnell gewöhnt man sich an die „neue Landessprache“, die
hier für Touristen gilt „Venglisch“ scheint es zu sein = Vietnamesisch und Englisch. Beim Überqueren einer
Strasse gilt das gleiche wie beim Autofahren. Der Mutige gewinnt! Man darf nie !!! ...einen Schritt zurĂĽckmachen. Denn damit rechnet kein Vietnamese ...am besten, man geht einfach los und blickt nach vorne
mit der Hoffnung, einige LĂĽcken zu erwischen. Keine Angst. Es passiert absolut nichts! Um diese EindrĂĽcke
irgendwie „einzufangen“, mache ich zahlreiche Fotos vom Tagesgeschehen. Allerdings kann man das wahre
Leben hier voraussichtlich nicht in Bildern festhalten – man muss es einfach erleben. Ein kleiner vietnamesischer
Junge lächelt mich an und weist auf meine Körpergröße hin. Er findet es scheinbar witzig, das ich in seinen
Augen so riesig bin. Generell fällt einem beim Gang über die Strassen auf, das hier noch nicht so viele Touristen
sind. Doch auch hier fallen einige durch das „typische Raster“. Als ich einen recht korpulenten Engländer in
einer Rikscha sah, der dabei mit seinem Handy telefonierte, konnte ich nur mit dem Kopf schĂĽtteln. Kein Wunder, dass hier einige Vietnamesen die Dollarzeichen in unseren Augen sehen. Ăśberall wurden einem beim
Gang durch die Strassen Waren angeboten. Plötzlich fällt ein Blick auf Rucksäcke. Eine Frage nach dem Preis
führt bei mir zu einem erstaunten Blick. Täuschend echte Imitationen kosten hier umgerechnet nur 5 % von dem
Originalpreis bei uns. Mein Rucksack (Neupreis 400 DM) wurde mir dort „ohne Handeln“ für 11 $ angeboten.
Na ja...da sagt man sich „ was soll´s“...manchmal komme ich mir vor, als wenn ein Film vor mir abläuft. Man
kann es einfach nicht glauben, in diesem Geschehen mittendrin zu sein. In unserer „4er-Gruppe“ tauschen wir
uns aus, gehen in einen Supermarkt, der in meinen Augen vom Betrieb her mehr wie ein Kirmesplatz wirkt. Der
Blick fällt auf eine Dose Kokosnussmilch für umgerechnet 15 Pfennig. Anja hat gehört, das diese „Total lecker“
sein soll. Doch der „Geschmacktest“ führt dazu, die Coca Cola aus Dosen doch zu bevorzugen....zuckersüß
und nur schwer genieĂźbar geschweige denn trinkbar. ...Am Abend haben wir auf Ratschlag von Khang dann ein vietnamesisches Lokal in Hanoi per Taxi aufgesucht. Die Hinfahrt durch den Verkehr Vietnams gestaltete
sich erneut als ein „kleines Abenteuer“. Nach gut 15 Minuten werden wir vor einem Lokal in Hanoi abgesetzt,
aus welchem schon freundlich jüngere Frauen winken ....ist das wirklich die „richtige Adresse“ ....? ..zumindest
erhielten wir für die Hinfahrt eine faire Abrechnung in Höhe von 20.000 Dong, das ca. 2,80 DM für eine 4 km
lange Fahrt entspricht. Kurz nach dem Aussteigen kommt uns Khang entgegen und lotst uns in das „richtige
Lokal“, wo uns auch wirklich nur Speisen angeboten werden und nicht andere Dienstleistungen. Wir treffen bei
„guter Stimmung“ in dem Lokal ein ...erste „hautnahe Erfahrungen“ im Essen mit Stäbchen ...ungewollt soll ich
zum Kassenführer für die gemeinschaftliche Essenskasse gewählt werden, aus dem das Abendessen gezahlt wird. Doch dieses Amt steht meiner Ansicht nach dem Reiseleiter zu ...dankend lehne ich ab und überlasse
dieses Amt doch liebend gern Thomas...dieses Ehrenamt sollte einem Profi zustehen...auch wenn ich täglich mit
Zahlen umgehe; ich habe lange genug in meiner Sparkassenzeit kassiert und dieses Amt überlasse ich „dem
Rechenprofi Thomas“ liebend gerne....(Thomas....Noch mal ein „großes Danke schön“ an Dich...nach 3 ½
Wochen weiß ich nun, wie viel Arbeit und Rechnerei solch ein „Ehrenamt“ mit sich bringt :o) ...). Gegen 21 Uhr
fahren wir wohlgenährt zurück zum Hotel...per Taxi...Vietnam –Abenteuer live; die Fahrt gestaltet sich jedoch
ungewollt zu einer Sightseeing-Tour vorbei am Ho-Chi-Minh-Mausoleum mit absolut chaotischem Verkehr.
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Nachdem das Taximeter einen Betrag von 31.000 Dong anzeigte, wurde mir das „Spielchen“ des Taxifahrers
bewusst und ich fragte ihn, ob er sich bewusst sei, in welches Hotel wir wollen. Ein „gemeines Spiel“ sollte
beginnen...die Lösung war eine eingesteckte Visitenkarte. Ich mache den Fahrer darauf aufmerksam, dass die Hinfahrt lediglich 20.000 Dong gekostet hat und auch ihm wird bewusst, dass wir „seine unfreiwillige
Sightseeing-Tour“ durchschaut haben und nicht in Anspruch nehmen möchten. Bei 37.000 Dong stoppt das
Taxameter...zuerst tut der Taxifahrer so, als wenn er nicht passend herausgeben kann. Ich lasse nicht locker
und weise den Fahrer darauf hin, dass es kein Trinkgeld gibt, da er die Fahrt unnötig verlängert hat. In einem
Beisatz erwähne ich, dass er sich hätte ein dickes Trinkgeld einstecken können, wenn er die kürzeste Strecke
gefahren wäre. Er lächelt und wahrscheinlich hat er trotzdem noch ein gutes Geschäft gemacht. Das Internetcafe in unserem Hotel ist bereits geschlossen. 22.15 Uhr..ein langer Tag geht zu Ende. Gute
Nacht...Vietnam.
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