|
08.11.2001: Gegen 7.30 Uhr stehen wir auf. Um 9.00 Uhr sollte eigentlich unser zweitägiges Trekking in ein einheimisches Dorf stattfinden. Eigentlich ist es verboten, in diesem Dorf zu übernachten. Doch Khang hat
einen Polizisten als Freund uns somit ist es möglich, dass er für die Übernachtung in dem Dorf eine Genehmigung erhält. Da er seinen Freund aber nicht mehr getroffen hat und wir noch eine Genehmigung und
Unterschrift vom Chef benötigen, findet dieses „Abenteuer“ dann doch einen Tag später statt. Für die Organisation sollen wir 10 $ bezahlen ; sprich für Sandwiches, Essen, Organisation von Jeeps. In meinen
Augen wirklich ein „kleiner Betrug“...doch auch hier bemerkt man, dass die Bestechung in Vietnam versteckt noch vorhanden ist und Bestand hat, damit die Leute hier ihren Lebensunterhalt meistern können. Denn
bei dem Polizisten handelt es sich um einen Freund von Khang. Khang hat uns erzählt, dass ein Polizist im Monat umgerechnet 75 $ erhält, was absolut nicht zum Leben ausreicht. Das ist zum Beispiel ein Grund, wieso
viele in Vietnam Verkehrspolizist werden möchten. Ein verkehrsgerechtes Verhalten in Vietnam ist einfach nicht möglich, so dass theoretisch jedes Fahrzeug herausgewunken werden kann und somit (mehr oder weniger
„freiwillig“) den genannten Betrag ohne große Diskussionen bezahlt. [Auch ich werde zum Ende dieses Urlaubes noch Bekanntschaft mit der sogenannten Verkehrspolizei machen...das weiß ich aber an diesem Tag noch
nicht...schon neugierig ?..dazu später mehr]. Auf jeden Fall scheint diese Tour ein wahres Abenteuer zu werden. Faszination „Natur pur“....Wegen der (angeblich !) fehlenden Genehmigung wird die Tour auf morgen
umgelegt. Neuer Plan...morgen. Da das Wetter sehr nebelig ist, kommt diese (scheinbar noch gerechtfertigte) Verlegung sehr recht. Somit fahren wir in das 7 km entfernte Gebiet, wo wir vietnamesische Minderheiten und
Bergvölker besuchen. Um sich zu finanzieren, werden diese Völker zum einen durch die Regierung unterstützt. Des weiteren dienen die Eintrittsgeldern sowie die Gelder für die angebotenen Souvenirs als
Einnahmequelle. Hier erstehe ich eine unheimlich schöne Tischdecke. Die Verkaufsverhandlung startet mit 150.000 Dong. Als Gegengebot setzte ich 60.000 Dong. Es ist hier ganz normal und üblich, zu handeln...nach
längeren Verhandlungen einige ich mich mit der Red Zao (siehe Postkarte) auf 85.000 Dong. ...wenn man sich bewusst macht, wie viel Arbeit solche Stickereien bedeuten, so stellt der Betrag einen absoluten
„Kleckerbetrag“...doch man unterstützt mit diesem Betrag die Bergvölker und möchte andererseits auch das Preisgefüge in Grenzen halten. Wir laufen durch wunderschöne Naturgegenden. Doch durch das schlechte
Wetter bleibt es nicht aus, auch über einige „Schlammfelder“ zu laufen. Ich balanciere über die Felder ...doch kurz vor dem Ziel (einer Schule) trete ich in ein Schlammloch; Gelächter in der Gruppe, die kurz
vorher zum Teil ein ähnliches Schicksal ereilte. Die freundliche Sao helfen uns dann beim Überqueren dieser Felder. Kurz danach erreichen wir die Schule. Und pausieren dort ein wenig. Ein Teil unseres
Proviants verteilen wir dort an kleine Kinder. Diese schauen uns mit großen Kulleraugen an. Ich hole einige Luftballons von Kaisers Kaffee aus meinem Rucksack und vergesse nie die lachenden Gesichter der
Kleinen. Sie freuen sich wahnsinnig und fangen sofort an, mit den Ballons zu spielen. Ihr Mund ist zu klein, um die Ballons aufzupusten. Doch sie versuchen es mit aller Kraft. Ein schöner Anblick...denn bei uns in
Europa würde ein Kind solch einem Luftballon nur wenig Beachtung schenken. Mir wird wieder bewusst, dass die Kinder hier glücklich sind, obwohl sie nichts besitzen.
|
Der Sao, die mir beim Überqueren der Felder geholfen hat, schenke ich als kleinen Dank eine Geldbörse.
Sie fragt über Khang nach, wie alt ich sei und möchte mich sofort mit ihrer Tochter verkuppeln. Lächelnd
erläutert sie auf Vietnamesisch, dass ich auch nicht zu arbeiten brauche. Dankend lehne ich ab und ziehe da doch meine Heimat vor. ...
|
Wir verlassen dieses Gebiet. Die Sao begleitet mich noch ein wenig und kurz darauf besuchen wir ein gewöhnliches Haus in dem Dorf. Licht gibt es hier keines. Die Hauptmahlzeit ist Mais. Khang versucht,
Popkorn zu erstellen. Doch es bleibt bei dem Versuch...oder ist es doch nur eine normale Speise. Nachdem der Mais gut 10 Minuten über dem Feuer gebrutzelt hat, erhalten wir diesen in großen Blättern zum
probieren. Ich kann mir nicht vorstellen, nur von dieser Speise satt zu werden und würde wahrscheinlich noch
dünner werden als ich sowieso schon bin...da freue ich mich auch lieber auf ein saftiges Steak zu hause. Was geht es uns doch gut !!! ...richtiges Popcorn haben wir auf jeden Fall nicht zu Stande gebracht.
|
Traumhafte Landschaft; faszinierende Natur. Auf dem Weg erblicken wir eine absolut giftige (aber dieses Mal zum Glück schon tote) Schlange auf dem Gehweg. Nach dem Anblick der Schlange hat man einen
größeren Respekt vor der Natur und achtet unbewusst doch stärker darauf, wo man hin tritt. Gegen 15.00 Uhr verlassen wir das Dorf mit den ersten Souvenirs; total verdreckt verabschieden wir uns und haben erneut
fantastische Eindrücke gewonnen. Ein Teil der Gruppe läuft die 5 km bis Sapa; doch da morgen ein anstrengender Tag ansteht, entschließe ich mich, zu Duschen und mit dem anderen Teil zurück zu fahren. Vor
Ort treffe ich dann die Entscheidung, mir diesen noch einmal anzusehen. Beim Kauf von Postkarten bietet mir eine Frau mit ihrem Kind ein Bild von sich an. Sie möchte anfangs 20.000 Dong haben. Das sind rund 3
Mark. Ich mache ihr bewusst, dass ich eigentlich nur Postkarten kaufen möchte und auf Ihr drängen biete ich
ihr dann den Postkartenpreis von 2.000 Dong für das Bild. Schließlich erhalte ich dieses für 3.000 Dong. Zwar kein großes Geschäft. Doch wenn Sie die Bilder nachmacht, so wird sicherlich trotzdem noch ein
kleiner Gewinn übrig geblieben sein.
|
Schließlich erwerbe ich noch eine Batikhose in Blau, die ich Karneval wohl bestens tragen kann. Anfangspreis 60.000 Dong...ich erhalte diese schließlich für 35.000 Dong (= 5 DM) und habe nach kurzer
Zeit blaue Finger. Denn die ganzen Sachen sind mit Naturfarben gefärbt. Mal sehen, wie ich diese zu hause
stabilisieren kann. ...kurz darauf gehe ich zurück zum Hotel. Das Verpacken der Sachen für den nächsten
Tag steht an. Wir landen schließlich im gleichen Restaurant wie am Vortag. „Fried Chicken with vegetables“ steht auf meinem Speiseplan. Innerhalb der Gruppe entstehen plötzlich Diskussionen. Denn Khang hat uns
mitgeteilt, dass wir die Zimmer verlassen müssen, damit sicher gestellt sei, dass unsere Sachen, die in den Zimmern sind, besser unter Kontrolle stehen und nichts abhanden kommen kann. Wir vermuten jedoch, dass
der wahre Hintergrund ein anderer ist. Da Khang genau wissen wollte, wie viele Personen am nächsten Tag definitiv mitkommen und auf der Hütte übernachten, vermuten wir, dass die Zimmer erneut vermietet werden
sollen ...meiner Meinung nach wäre es sinnvoll, Khang zwar klar zu machen, dass wir die Logik nicht
nachvollziehen können; allerdings ist Khang unser Reiseleiter und wirklich nett und freundlich ....eine kleine Gradwanderung, da man natürlich verdeutlichen möchte, dass man Bescheid weiß, welches Spielchen hier
gespielt wird. Gegen 22.00 Uhr geht es zurück zum Hotel. Die letzte angenehme Nacht vor dem „Extrem-Trekking-Tag“ Wir hoffen, dass am kommenden Tag das Wetter besser ist als heute.
|