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05.11.2001: 05.50 Uhr: Ich werde von Stefan geweckt und vor dem Frühstück laufen wir noch einmal zum Hoan-Kiem-See. Das geschäftliche Treiben ist noch nicht besonders im Gange; frische Baguettes werden uns
angeboten. Ansonsten haben die Geschäfte noch geschlossen. Doch die ganze Stadt steht schon „auf den Beinen“. Wir bekommen somit einen Eindruck in die absolut andere asiatische Lebensweise. Jeder betreibt in
irgend einer Hinsicht Sport. Fächertanz, Tai Shi Shuan sowie der Tanz mit dem Schwert ist faszinierend. Fließende und akkurat ausgeführte Bewegungsabläufe. Ich mache schließlich halt bei einigen
Fächertänzerinnen und versuche, einen günstigen „Schnappschuss“ mit meiner Kamera zu machen. Als ich dies unbemerkt machen möchte, beobachten mich 2 andere Vietnamesen, die auf der Parkbank sitzen. ....
plötzlich fährt ein Müllmann durch das Bild....mhh !
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Dumm gelaufen, und trotzdem ein gelungener Schnappschuss...ich drücke ab. Der eine Vietnamese auf der Parkbank lächelt und macht Andeutungen, dass ich mich direkt vor die Tänzerinnen stellen soll. Ihm scheint
daran gelegen zu sein, dass ich eine besonders schöne Aufnahme machen kann. Auf Anweisung des älteren Herrn wechsele ich schließlich den Platz ...plötzlich kommt der gleiche Müllmann von der anderen Seite...die
Vietnamesen lachen und amüsieren sich...auch ich kann mir das lachen nicht verkneifen. Schließlich gelingt mir
doch noch ein schöner Schnappschuss. Anschließend geht es zurück zum Hotel. Verflixt; wo war das noch
mal genau ? Die Gassen und Geschäfte sehen sich alle so ähnlich. Plötzlich erblicke ich Silke ...Glück gehabt.
Das Hotel ist nicht weit entfernt. Im Hotel packe ich recht durchgeschwitzt meine Sachen und bringe diese zum
Bus. Die Trekkingtour in die Berge beginnt. Eine lange Fahrt mit dem „Superminibus“ Richtung Son La steht
an. Als ich den Bus betrete, setzte ich mich nach vorne auf einen Platz neben Thomas, der noch frei aussieht und freue mich darüber, dass ich nachher wahrscheinlich eine gute Sicht haben werde, zudem es bei den
serpentinenmäßigen Straßenverhältnissen gar nicht so schlecht ist, wenn man mal einen Blick auf die Strasse
werfen kann.. Schließlich steigt Khang in den Bus ein...doch wo ist sein Sitzplatz ? Mhhh... da muss ich wohl
doch „umziehen“ und den Platz wechseln. Kurze Zeit später sitze ich recht weit hinten neben Martina Engel. Ein
Engel neben mir...das kann nur gutes bedeuten. Da kann gar nichts schief gehen ! Schnell wird mir bewusst, dass es manchmal auch ganz schön unpraktisch ist, wenn man so lange Beine hat. Leider kann ich diese auch
nicht richtig „einrollen“ und somit sitze ich etwas schräg in dem Bus....na ja. Ich habe noch „Glück im Unglück“
gehabt. Denn der Platz an der anderen Fensterseite wäre noch ungünstiger gewesen, da sich der Vordersitz
automatisch immer nach hinten neigt und die „interne Sitzbremse“ scheinbar defekt ist. Dort wäre der Platz
„zeitweise“ wohl noch enger gewesen; und zwar immer dann, wenn sich der Vordermann kräftig nach hinten
lehnt. Unsere Tagesstrecke beträgt gut 320 km... Auf der Wegstrecke halten wir nach ca. 2 Stunden schließlich
an, um mal ein wenig zu laufen. Es sind nicht so viele Kinder dort...doch schnell locken wir die Aufmerksamkeit
auf uns....Stefan macht die ersten Erfahrungen mit den Einheimischen und lässt sich von einem Kind auf dem
Fahrrad fahren. Dieses kommt mit den Füßen fast nicht an die Pedalen, geschweige denn auf den Sattel. Aber das nimmt man hier in Vietnam nicht so genau. Wenn die Erwachsenen mit durchschnittlich mindestens 3 bis 4
Leuten (Khangs Rekord liegt bei 7 Personen) auf einem Motorrad fahren, dann kann ein 10jähriger auch auf einem Erwachsenenrad fahren. Alte Traktoren rauschen über die Strasse. Diese hätten bei uns längst
ausgedient. Aber hier „rollen“ sie noch...wir befinden uns zu diesem Zeitpunkt genau 275 km vor Son La und
haben noch eine recht weite Strecke vor uns. Aber die Landschaft bietet eine traumhafte Kulisse, bei deren Betrachtung einem gar nicht so bewusst wird, wie weit die Strecke ist. Schließlich machen wir noch einen
Stopp an einer Zuckerrohrplantage. Hier gibt es frisches Zuckerrohr „aus erster Hand“... ein leckeres Naturprodukt, was wir ja schon in Hanoi probiert haben. Nun stehen wir „direkt an der Quelle“ und können
tonnenweise Zuckerrohrstangen aus nächster Nähe sehen. Besonders für die Kinder sind wir eine gelungene Abwechselung. Ein kleiner Junge scheint absolut fasziniert von Uli´s Kamera und möchte auch einmal einen
Blick durch diese werfen. Man fühlt sich „mittendrin“ im Leben von Vietnam...keine Touristenattraktion;
sondern wahres vietnamesisches Leben. ...schließlich fahren wir vorbei an dunkelgrünen Bergen, die einen an
den „Zuckerhut in Rio“ erinnern. Fantastisch, was die Natur so zu bieten hat. Wie „mit Hand geformt“ erheben
sich diese Hügel geometrisch genau aus dem Boden. Schließlich halten wir an einer Hängebrücke ...dort stehen
kleine Kinder und verkaufen Päckchen für 1.000 Dong, in denen sich Ginseng befindet. Als wir über die
Brücke auf die gegenüberliegende Seite gehen, fällt uns eine Schule in unser Blickfeld. Dort sitzt eine ganze
Horde kleiner Kinder. Es ist fast Schulschluss. Zum Ende singen die Kinder noch ein Lied für die Lehrerin. Es
ist schön, das mit zu bekommen ...echt niedlich, die kleinen dort zu sehen... fröhlich scheinen sie alle und erfreut
verlassen Sie „ihre Schule“, die für uns eher wie ein „Scheunenstall mit Tafel“ wirkt. Als ich sehe, wie die
Brücke verankert ist, denke ich mir nur „nicht TÜV-geprüft“. Bei uns würde man wahrscheinlich keine Leute
mehr über diese Brücke gehen lassen. Doch hier ist das kein Problem. Die Fahrt geht schließlich weiter; lange
Serpentinenstraßen; eine lange Fahrt. Um 14 Uhr legen wir eine Mittagspause von einer Stunde ein und dann geht es auch weiter.... gegen 19.30 Uhr kommen wir in Son La an. Nachdem wir uns schnell frisch gemacht
haben, geht es zum Abendessen. ... ein leckeres Tiger Beer... ich habe Hunger und freue mich auf „die
Stärkung“. Wir alle sind recht müde, wollen aber den Ort noch etwas genauer „erkunden“, zudem wir gerade
zu Beginn dieser Reise sehr neugierig auf das Land und die Leute sind. ..ein ganzer Teil der Gruppe zieht es
vor, nach einem „Abendspaziergang auf der großen Strasse“ umzudrehen, nachdem wir eine Kaserne erreicht haben. Dort ziehen scheinbar gerade die Frauen aus unserer Gruppe hohe Aufmerksamkeit auf sich; die
Rekruten schauen „über den Grenzpfosten“ und lachen. ...nach gut 5 Minuten läuft der überwiegende Teil der
Gruppe zurück. Doch Stefan und ich sind der Meinung, dass es dazu noch „viel zu früh“ ist und wir laufen
weiter. Die Strasse wirkt wirklich recht verlassen; ein wenig unheimlich. Stefan erzählt mir von seinen früheren
Erlebnissen auf Fernreisen. Wir sprechen über unsere ersten Eindrücke und mir wird bewusst, dass Vietnam
„ein Traum“ für mich ist; ....dieses Erlebnis ist einmalig, wahrscheinlich nicht wiederholbar und „ganz, ganz
anders als Ibiza“...schließlich quietschende Reifen bei einem Jeep...was ist nun los ? ...wir sind irritiert. Schnell
kommen einem die Gedanken an das „Erzählerlebnis von Stefan“, der vor gut 2 Jahren in Afrika ausgeraubt
wurde. Wir wechseln die Straßenseite...der Jeep dreht; Stefan wechselt die Richtung schnurstracks in Richtung
zu einem kleinen Laden, in dem noch Licht brennt. Das Herz klopft...was passiert nun ! ...plötzlich öffnet sich
die Türe ...in welchem Film bin ich hier ? ... Lächelnd schaut Khang aus dem Wagen...er amüsiert sich kräftig
und wir sind froh, dass es „nur“ unsere Reiseleiter sind. Als wir zum Hotel zurückfahren, ist kein Mensch dort.
Haben die anderen sich verlaufen ? Da wir nicht genau wissen, wo sie sich befinden und Stefan auch keinen
Zimmerschlüssel hat, machen wir 4 uns „auf die Suche“...schließlich sehen wir Marianne und Max. Khang, der
„den Schelm im Nacken“ hat, macht das gleiche Spielchen wie bei uns nun auch bei den Beiden. Der Fahrer legt eine Vollbremsung hin und macht das Licht aus ! Ich möchte nicht wissen, was die Beiden in diesen 5
Sekunden gedacht haben. Wir 4 im Wagen amüsieren uns natürlich köstlich...eben waren wir noch selber „Opfer“ und nun haben wir unseren Spaß. Typisch Khang, der ein echter Spaßvogel zu sein scheint. Auch
dieses Erlebnis wird für uns wohl unvergesslich sein. Von Max und Cordula erfahren wir, dass die Gruppe in eine Karaokebar eingekehrt ist. ...was ? Karaoke ? Da müssen wir hin. Als wir vor dem Gebäude halten, was
von außen absolut unscheinbar aussieht, hören wir aus einem Raum Musik...wir gehen in das Haus und in einem Hinterraum entdecken wir schließlich die gesamte Gruppe. Gut gelaunt haben sie schon ihre ersten Lieder
gesungen. „Partystimmung“ ...bei Tiger Beer amüsieren wir. Schließlich entscheiden wir, (d. h. Thorsten, Stefan
und ich) uns für das Lied „Ding Dang Dong“ = Jingle Bells auf vietnamesisch ! Wir brechen uns fast die Zungen bei dem Gesang; doch wenigstens die Melodie stimmt.
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Schließlich legt Uli noch ein „Max Jackson-Solo“ ein. Zahlreiche internationale Stars und Lieder laden uns zum
Singen ein. Wir haben unheimlich viel Spaß und genießen die Atmosphäre. Auch die Inhaberin hat Ihren singt
„kräftig mit“. Nach gut 2 Stunden verlassen wir den Raum. Wo ist hier der Ausgang ? Wir steigen über das
„abgeschlossene Tor“ ...in dem Moment, wo irgendjemand aus der Gruppe sagt: „Pass auf; da unten ist eine
kräftige Pfütze“, befinde ich mich bereits in der Luft und lande zielsicher in dem Graben. Es spritzt kräftig, die
Turnschuhe sind durchnässt und der Gestank dringt mir in die Nase. Diesen „Volltreffer“ habe ich natürlich
wieder einmal gemacht. Gut die Hälfte der Gruppe sieht plötzlich, dass es noch einen „sicheren Ausgang“ gibt
...na ja ! Pech gehabt. Ich glaube, ich lasse die Turnschuhe wohl doch in Vietnam :o) ....nachdem wir (Uli und
ich) unsere Moskitonetze aufgespannt haben, fallen wir gegen 1 Uhr ziemlich müde ins Bett. Gute Nacht !
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