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09.11.2001: Gegen 7.30 Uhr werde ich wach und habe vor, noch einmal den Markt in Sapa zu besuchen. Überall wird man auf dem Weg wieder angesprochen. Alle möchten verkaufen und sehen, dass man Geld hat. Zum Teil
fühlt man sich wirklich belagert und wünscht sich in gewisser Weise, manchmal in aller Ruhe durch die Straßen zu gehen. Aber ich kann das Verhalten nachvollziehen. Die Menschen hier leben von dem Tourismus, der
zwar kaum auffällig ist, aber durchaus eine Einnahmequelle darstellt. Erneut ist das geschäftige Treiben auf dem Markt faszinierend. Beim Kaufen von Maultrommeln werden wir wieder „umlagert“. Nette kleine
Geschenke für die Freunde und Kollegen in Deutschland. Gut eine Stunde später geht es zurück zum Frühstück. Noch einmal eine Nudelsuppe zur Stärkung. Die Suppe gehört hier zum ganz normalen Frühstück.
Einfach klasse...schließlich geht das doch recht stressige Packen los. Wirklich schrecklich ! Bei der gesamten Trekkingtour ist die Packerei für mich das Lästigste, ....lässt sich aber wohl nicht vermeiden. Ich
bin jedoch froh, dass wir die Sachen nicht alle tragen müssen. Nach dem Umpacken meines Rucksackes wiegt dieser nun ca. 8 kg und ich denke, dass ich mit meinem großen Rucksack für die Tour nun bestens gerüstet
bin. Das Wetter ist schlecht. Viel Nebel und eine hohe Feuchtigkeit. Es scheint ein kühler Abend zu werden. Trotzdem möchte ich mir dieses kleine Abenteuer heute nicht entgehen lassen. Erinnerungen an die
Bundeswehrzeit kommen zurück. Diese Nacht wir nach langer Zeit die erste Nacht in freier Natur sein. Bei der gut 4 Stunden langen Tour entscheiden wir uns für den „leichteren“ Weg, der sich letztendlich aber
doch als „schwer genug“ herausstellt. Die traumhafte Landschaft bleibt vom Nebel größtenteils verdeckt. Nachdem wir in das geplante Gebiet mit weiteren Minderheiten kommen, haben wir die Möglichkeit, Stöcke
für 1.000 Dong zu erwerben
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. Die Kinder bieten unserer Reisegruppe geschätzt insgesamt bestimmt 300 Stöcke an. Wer soll diese wohl alle kaufen ? Ich besorge mir einen Stock und kaufe noch eine Tüte mit Bonbons für 3.000 Dong, die ich
anschließend unter den Kindern verteile. Mich fasziniert immer wieder die Freude der Kinder. Ich bin mir sicher, dass die Kinder sich über die Bonbons mehr freuen, als wenn ich Ihnen einen Stock abkaufe. Denn das
Geld müssen Sie sicherlich an Ihre Eltern abgeben. Dann kaufe ich mir noch eine Tüte Reiscracker.... einfach
lecker ! Das Wetter ist recht nebelig und nasskalt. Der Stock erweist sich als eine gute Investition; denn durch
das nasskalte Wetter kommt es zu einer regelrechten Schlitterpart(y)ie. Khang nennt es „Schlammskifahren“
und hat damit auch recht...doch die Natur ist einfach nicht planbar. Schließlich erreichen wir eine Schule und
erhalten eine neue Lektion in der vietnamesischen Sprache: Guten Tag = Xhin chau, Danke = Cam on; Auf Wiedersehen = Tampien .... das Essen verteile ich zum Teil wieder unter den Kindern und genieße noch den
Rest; schließlich geht es weiter und in der Nähe von unserem Ziel kann ich erneut nicht wiederstehen. Ich erwerbe eine weitere (blaue) Tischdecke für 110.000 Dong und eine Kappe für 20.000 Dong. Nach einer
kurzen Runde Billard mit einigen Kindern geht es auf zum letzten Stück unserer Tour...anfangs wollten dort 12
von unserer Gruppe übernachten....letztendlich sind es doch nur noch 8 – der Rest scheidet wegen leichter Grippeerscheinungen und Magenproblemen sowie dem Bedarf nach einem warmen Bett aus. Es wird recht kühl
und ich denke mit Schrecken an die Nacht...schließlich bin ich froh, als wir sitzen und möchte mir einfach ein
wenig Ruhe gönnen. Diese bleibt mir aber anfangs verborgen. Denn ein Dutzend junger Kinder belagern mich und wollen mir Freundschaftsbändchen verkaufen. Der Versuch, diese Situation mit dem Verschenken von
Ballons zu verhindern und abzuschwächen, scheitert jedoch kläglich. Nach kurzer Zeit schenkt mir ein Mädchen
2 Freundschaftsbänder und benutzt anschließend die Gelegenheit und den Versuch, mir noch 3 Maultrommeln zu verkaufen. Allerdings ohne Erfolg. Dieses „Spielchen“ dauert ca. 15 Minuten an, wobei sie immer wieder
sagt „Buy one for me, three for 30.000 Dong“.. es ist schon ein wenig lästig und man wünscht sich nach 15
Minuten doch ein wenig Ruhe, weiß jedoch ganz genau, dass „das Spiel“ nach dem Kauf noch lange nicht
aufhört. Ich blieb (ausnahmsweise) hart und stellte mich schließlich schlafend....geschafft, nach weiteren 3 Minuten gab das Mädchen auf, auf mich einzureden. Das war scheinbar die beste Taktik. Denn das
„Verkaufsgespräch“ hätte sich sonst wahrscheinlich noch bis in die Nachtstunden gezogen. Am Abend führte
ich ein unheimlich nettes Gespräch mit 2 Holländern aus Uetrecht, die seit gut einem Monat verheiratet sind und
ihre Hochzeitsreise für ca. 6 bis 8 Monate geplant haben. Für die beiden wird ein Traum wahrscheinlich
Wirklichkeit. Wir haben ziemlich viel gelacht und uns lange unterhalten. Von den beiden erfuhr ich zum Beispiel,
dass es einen Schlangenschnaps gibt, der aus 12 verschiedenen Schlangen besteht. Einige Liter von diesem Kosten mehrere 1000 $. Gleichzeitig sprachen sie von einem Kräuterschnaps (Herbwine). Mal sehen, ob ich
solch eine exotische Spezialität mit nach Deutschland nehme. Nach einem netten Abend mit viel Tee und einem guten Abendessen endete dieser Tag gegen 22 Uhr. Totmüde bin ich dann recht schnell in meinem Schlafsack
eingeschlafen.
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