Nordvietnam
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13.11.2001

 

13.11.2001:  Frühes aufstehen ist angesagt. Alle wünschen sich, schnell Hanoi zu erreichen; zahlreiche Pläne stehen an. Internet, erste Crashshoppingtour, Anfertigen von Anzügen, Filme kaufen...besonders Filme stehen bei mir ganz oben auf der Liste. Denn zum aktuellen Zeitpunkt habe ich bereits 11 Filme „verschossen“...absolut Wahnsinn ! Auf dem Weg zwischen Babe und Hanoi legen wir einen erneuten Zwischenstopp an einem Markt ein. Auch hier erwarten mich unvergessliche Erlebnisse. Beim Gang über die Marktgasse ziehen wir alle Blicke auf uns. Hier scheinen nie Touristen hinzukommen. Alle versuchen, auf freundliche Weise Ihre Sachen „an den Mann“ zu bringen und machen Späße. Besonders die Metzger und Fleischverkäufer haben mit mir Vorlieb genommen. Einer hält mir ein Töpfchen mit Innereien vor meine Nase. Als ich ihm signalisiere, dass das Fleisch klasse aussieht (Daumen hoch), fängt er an, noch mehr zu lachen und meint, ich müsste diese unbedingt roh probieren. Trotz aller Höflichkeitsfloskeln lehne ich aber dankend ab. Auf dem Rückweg halten mir die gleichen Einheimischen eine Tasse voll mit einer durchsichtigen Flüssigkeit vor die Nase...doch der Geruch signalisiert, dass in dieser wohl Alkohol zu sein scheint...scheint Reisschnaps zu sein ...oder doch Spiritus ? Bei dem Prozentgehalt und der Tatsache, dass die Flüssigkeit aus einer weißen unbeschrifteten Plastikflasche stammt, ist eine Trennung nicht mehr möglich. Allein der Geruch lässt darauf schließen, dass es sich um ein hochprozentiges Gemisch handelt. Ein Wunder, das sich dieses nicht an der Luft entzündet...hoch explosiv. Ich nippe daran, lache und möchte die Tasse abstellen; doch keine Chance. Der Metzger macht sich einen Spaß daraus und sofort führt er meine Hand mit der Tasse erneut in Richtung Mund nach oben; meine Gesichtsmuskeln verziehen sich spürbar. Ein Wunder, dass ich als Folge keine Gesichtslähmung bekomme. Sollte ich das Trinken des „Schnaps“ noch bereuen ? ... kurze Zeit später ist einer der Fleischverkäufer der Meinung, dass ich nun Fleisch verkaufen soll. Schließlich stehe ich mit Messer hinter dem Stand....Rollentausch. Die ganze Stimmung auf dem Markt hat etwas ursprüngliches, das sich nur schwer in Worte fassen läßt. Solche Eindrücke lassen sich einfach nicht vermitteln und sind unbezahlbar.  Nach gut 30 Minuten verlassen wir diesen idyllischen Markt und fahren weiter in Richtung Hanoi. Ich habe ein unwohles Gefühl in der Magengegend. War der Schnaps vielleicht doch purer Alkohol ? ... Bei einem kurze Zwischenstop vor Hanoi erfahren wir von 2 Holländern, dass in Amerika voraussichtlich ein neuer Terroranschlag erfolgt ist. Als wir in Hanoi sind, erkundigen wir uns über die aktuellen Tatsachen selber per Internet. Bei einem Flugzeugabsturz sind ca. 230 Leute zu Tode gekommen ...steht eine neue Terrorwelle an ? Sehr viel mehr beunruhigt mich allerdings die Meldung, dass in Südvietnam ein Taifun wüten soll. Zum aktuellen Zeitpunkt fühle ich mich noch sehr sicher, kann mir jedoch vorstellen, dass diese Meldung in meiner Familie für etwas Unruhe sorgen wird. Daher schreibe ich recht schnell eine Mail nach Hause und freue mich, wenige Minuten später schon wieder erste Rückmeldungen zu erhalten. Schließlich geht es in das wilde Leben von Hanoi. Erneut eine Umstellung. Einige Tage zuvor noch absolute Ruhe; hier wieder wilder Verkehr. Die Suche nach einem guten Schneider für die Anfertigung von Anzügen fällt jedoch nicht erfolgreich aus. Schlechte Stoffqualität und auch die Schnitte waren nicht so überzeugend. Die Shoppingtour endet mit dem Kauf von 2 Snap-Off-Hosen für insgesamt 15 $ ...(unheimlich günstig); einer handgefertigten Schere für 10.000 Dong und insgesamt 10 neuen Filmen für die kommenden Tage.... eigentlich verrückt; aber wer selber einmal in dieses Land fährt, der wird mich wahrscheinlich verstehen. Gegen 19 Uhr sind wir dann aufgebrochen, um das vietnamesische Nationalgericht Chaka Chaka (eine Fischspezialität) in dem Lokal Cha Ca La Vong zu uns zu nehmen. Dieses Lokal serviert mittlerweile seit 5 Generationen nur dieses eine, aber unvergessliche Gericht. Selbst diejenigen, die normalerweise gar keinen Fisch essen, haben wir überzeugen können, dort zu Essen. Die Zubereitung erfolgte sofort am Tisch auf einem Holzkohleöfchen ...Frischer Fisch, leckeres Gemüse... ein unbeschreiblicher Gaumenschmaus. Genuss pur !!! Da verzichtet man gerne auf das deutsche Essen. Dieses Lokal hat man im ursprünglichen Stil belassen; wenn es hier voll ist, dann ist es zwar eng, aber „urgemütlich“. Im Hotel machen wir uns dann schnell noch etwas frisch, um in das Nachtleben von Hanoi einzutrauchen. Mit 7 Leuten fahren wir in die Diskothek „New Century“....das Apocalypse now soll laut Reiseführer zwar besser sein...doch wir wollen heute keine Touristen sehen und landen (wie gewollt) in der „High Society“ von Vietnam ... zumindest dem Anschein nach. Denn die zahlreichen Securities lassen erahnen, das hier auch einige „Kleinkriminelle“ sind. Perfekte Tänzer und Tänzerinnen, gute Musik ... somit wird der kulinarische Gaumenschmaus mit einem Genuss für das Auge abgerundet. Gegen 1 Uhr verlassen wir die Diskothek und fahren mit insgesamt 7 Personen + Taxifahrer in einem Taxi. Nicht zulässig ? 20.000 Dong ( = 3 DM) machen es möglich. Nach gut 10 Minuten sind wir wieder am Hotel. Ein schöner Tag in Hanoi geht zu Ende ...auch wenn das Wetter leider nicht so mitspielt. Denn scheinbar war der heutige Regennur „der Anfang“ .. die Ausläufer des Taifuns haben sich in Hanoi in Form von Regenwetter niedergeschlagen. Gute Nacht !