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12.11.01: 7.30 Uhr...aufstehen ist angesagt. Bereits eine Stunde vorher wurde ich vom Hahnengeschrei und quietschenden Schweinen wach, bin aber erst einmal liegen geblieben. Die Müdigkeit war einfach zu groß. Nach
einem recht einfachen Frühstück (ebenfalls „Kompressionsbaguettes“) mit Eiern (..wie so oft) gehen wir durch den wie eine Westernstadt wirkenden Ort Babe. Auch hier ziehen wir durch unsere Größe und unser
Aussehen die Aufmerksamkeit auf uns. Eine ältere Frau verkauft Früchte und Gemüse; sie findet größeres Interesse an meiner Nickelbrille und hält mir lächelnd einige Dongscheine hin. Ihr Mann kommt
unterstützend hinzu und bietet mir seine Sonnenbrille an. Als ich signalisiere und mit Körpersprache darstelle, dass ich ohne diese Brille nichts mehr sehen kann, fangen mehrere Vietnamesen mit an zu lachen und
wie selbstverständlich bekomme ich die Brille natürlich sofort zurück. Beeindruckende Momente ...auch in diesem Augenblick wird mir bewusst, wie gut es mir doch geht. Das Gestell, was ich auf der Nase trage,
entspricht wahrscheinlich locker dem Jahresgehalt eines Vietnamesen....krasse Gegensätze ... noch einige Späße und dann geh es los. ....das Boot steht zur Erkundung des Babe-Nationalparks abfahrtbereit. Natur
pur.... Der Blick über den See fällt auf Fischerboote, waschende Frauen am Fluss und die mittlerweile sehr seltenen Eisvögel. Das Wetter trägt zur guten Stimmung bei... die Sonne lacht. Ein traumhaft schöner
Tag. Nach gut einer halben Stunde machen wir einen Stopp in einer riesigen Höhle. In einer Höhe von ca. 40 Metern ist ein wildes Quieken zu hören....Hunderte von Fledermäusen schwirren wild an der Decke entlang.
Ein absolut beeindruckendes Naturerlebnis. Die Fahrt führt uns schließlich weiter zu einem Halt an einem Kai. Schmetterlinge schwirren durch die Luft, Gottesanbeterinnen krabbeln den Stamm entlang. Nach gut 20
Minuten erreichen wir zu Fuß einen reißenden Fluss. Gewaltige Wassermassen strömen über große Felsen. Einfach klasse....nach einer kurzen Rückkehr erhalten wir in einer Hütte einen auf Feuer gegrillten Fisch
und ein kühles Bier...entspannte Stimmung. Als ich anschließend im Gras liege, steht hinter mir ein kleines Kind...echt niedlich. Wieder kommt Freude auf, als ich einige Ballons aus der Tasche ziehe. Mein
„persönlicher Geheimtipp“...nirgendwo in Europa wird sich ein Kind so über Luftballons freuen. Etwas später machen wir uns auf den Rückweg, planen aber noch einen Zwischenstopp zum Baden im See ein.
Badewannenwarmes Wasser. Als wir an einem kleinen Felsvorsprung halten, entdecken wir einen jungen und 2 Vietnamesinnen; ob den Dreien wohl recht war, dass diese romantisch wirkende Atmosphäre durch 14 Wavereisende
gestört wird ? Ein kurzer Klamottentausch ist erforderlich, das auch Petra und Nina die Möglichkeit haben, im See baden zu gehen. Uli hat bereitwillig seine Badehose geopfert, da er doch lieber im Boot bleibt.
Khang erzählt uns, das vor einiger Zeit angeblich eine Wasserschlange jemanden beim Baden in die Tiefe gerissen hat, versichert uns aber, dass an unserer Stelle keine Gefahr lauert....ob das wohl eine wahre
Geschichte ist ?...die ganze Sache klang eher wie eine Geschichte vom „Ungeheuer in Loch Ness“... auch wenn Khang bekräftigt, dass es eine wahre Begebenheit sei. Schließlich ein weiterer Zwischenstopp ..uns
ist nach Rotwein zu mute. Ob das wohl möglich ist ? Als ich meine Aldimandeln aus der Tasche hole, kommt ebenfalls Begeisterung im Boot auf... während man in Deutschland solchen Süßigkeiten eher geringe
Beachtung schenkt, freut man sich hier nach 10 Tagen Schokoladenentzug auf solche Leckereien. Reiscracker findet man hier an jeder Straßenecke...Schokolade ist da schon seltener. Doch kaum zu glauben, aber
(angeblich) wahr. In Hanoi gibt es sogar ein Lindt-Schokoladenhaus. Anja machte sich auf die Suche, hat es aber nicht gefunden. Vielleicht doch nur ein Gerücht ? ...Schließlich macht der Wein im Boot seine Runde.
Keine Gläser ? Not macht erfinderisch. Die Unterteile von Wasserflaschen eignen sich bestens als Glasersatz. Gläserherstellung leicht gemacht. Stefan vermacht mir seinen Strohhut, den er am Morgen für 2.000 Dong
erworben hat. Viele sind der Meinung, mit der Nickelbrille würde mir dieser einen gewissen Forschertouch verleihen ....ganz unrecht haben sie wahrscheinlich nicht. Obwohl dieser Hut beinahe nicht lange in meinem
Besitz gewesen ist. Denn Khang erblickt am Flussrand einen Ast und man merkt wieder den „Schelm im Nacken“....Da ich mit dem Rücken zur Fahrtrichtung sitze, nutzt Khang die Gelegenheit und fährt dicht unter
dem Ast her ...im (aller)letzten Moment wurde ich von Silke gewarnt, den Kopf einzuziehen. ! ...Glück gehabt... doch wieder einmal habe ich für einen Lacher innerhalb der Gruppe gesorgt. Schließlich erreichen wir
unser nächstes Ziel und besuchen ein typisches Haus am Fluss. Die Bauweise ist im Vergleich zu dem Haus, in dem die Minoritäten in Sapa wohnen, ist vollkommen anders. Das Haus ist wegen eventueller Hochwasser auf
Stelzen gebaut und wirkt sehr viel reinlicher. An der Wand hängt auch hier ein Bild von Ho Chi Minh, der überall in Vietnam verehrt wird. Ein bei diesem Wetter und Temperaturen absolut gemütlich wirkendes Haus;
doch in den Wintermonaten wird es hier sicherlich ganz schön kalt sein. Damit unser Bootfahrer nicht in der absoluten Dunkelheit sein Ziel erreicht, fahren wir jedoch gegen 17 Uhr wieder los. Mit Einbruch der
Dämmerung erreichen wir eine Stelle, von der wir nach dem Untergang der Sonne abgeholt werden. Die Sachen sind zu packen. Denn Morgen geht es wieder ins absolute Getummel ....ein Zwischenstopp in Hanoi steht an.
Die Möglichkeit, mal wieder die neusten Nachrichten aus der Heimat via Internet zu erfahren. Gute Nacht :o)
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