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4.11.2001: 7.15 Uhr: Aufstehen ist angesagt. Gegen 8.00 Uhr soll das Internetcafe öffnen. Doch auch hier wird die Ruhe und Ausgeglichenheit der Vietnamesen deutlich. Letztendlich öffnet das Internetcafe gegen 8.30
Uhr. Keine Post aus Deutschland...erste Zweifel...kommen die Mails überhaupt an? Na ja. Erst einmal frühstücken. Gegen 9.30 Uhr gehen wir mit Thomas durch die Innenstadt von Hanoi. Wir laufen am Hoan-Chiem-See
entlang und besichtigen anschließend den Literaturtempel. Auch der Jadetempel gehört zu unseren Sehenswürdigkeiten. Das Wetter spielt absolut mit. Schließlich erreichen wir das Mausoleum, welches jedoch
geschlossen hat, da Ho Chi Min wie jedes Jahr wieder „auf Vordermann“ gebracht wird. Auf dem Platz vor dem Mausoleum werden erste Vorbereitungen für eine Militärparade vorgenommen....echt klasse.
Ho-Chi-Minh-Mausoleum - Ein Denkmal für den Volkshelden
Ein Vietnamese verklebt weiße Orientierungspunkte, die er auf unseren Hinweis wieder umklebt, da sie sich nicht in einer Reihe befinden. Ho Chi Minh ist in Vietnam der große Held. Zahlreiche Lieder handeln von ihm.
Er wird überall verehrt und in den Strassen sieht man immer wieder Bilder oder T-Shirts mit Aufdrucken von
Ho Chi Minh. Man hätte sicherlich einen spitzenmäßigen Blick von dem Mausoleum aus. ...plötzlich tritt einer
aus unserer Gruppe auf den Bürgersteig vor dem Mausoleum. Ein Trillerpfiff ertönt. Der Weg ist abgesperrt und die Wachen achten mit Argusaugen darauf, dass keiner den Weg betritt. Gegen 18.30 Uhr suchen wir ein
Lokal in der Altstadt auf; Schnellimbiss, jedoch unerwartet gutes Essen. Sollte der Abend danach tatsächlich
schon zu Ende gehen? Ich bin zu neugierig auf die Stadt und entschließe mich, mit Stefan, Torsten, Petra und Martina noch einmal die Abendstunden in den beleuchteten Gassen von Hanoi zu erleben. Schließlich landen
wir in einem Internetcafe, wo uns eine neue kulinarische Überraschung erwartet. Schlangenschnaps!
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Schlangenschnaps - Wahrlich “exotische Genüsse”
Zunächst etwas zögerlich entschließen wir (Torsten und ich) uns zu diesem „besonderen Genuss“....Eingelegte Kobra im Schnaps. Kaum zu glauben; aber in Asien scheint es vieles zu geben, was für europäische
Verhältnisse einfach unvorstellbar ist. Nach langen und lustigen Gesprächen verlassen wir gegen 0.30 Uhr das
Lokal und sind scheinbar die letzten, die durch die nun regelrecht schlafende Stadt laufen. Wir schlendern an
einer Familie vorbei, die ihr Abendessen frisch zubereitet und uns dabei mit Mimik erklärt, um welche Tiere es sich bei dem zubereiteten Essen handelt. Eine Szene mit Bilderbuchromantik. Durch die geschlossenen
Geschäfte wirkt Hanoi wie ein „kleines Labyrinth“...man kann sich nur noch an den Straßennamen orientieren;
denn die Waren sind eingeräumt; kein Weihnachtsladen, kein Rucksackverkäufer ..... Schließlich erreichen wir
das Hotel...doch was ist das ? Das Hotel ist abgeschlossen. Alle scheinen zu schlafen. Alles ist dunkel. Was
nun ? Da ist guter Ratschlag teuer ! ....mhhh. Wir sehen durch die Glastüre, erkennen jedoch nichts. Plötzlich
kommt ein Vietnamese auf uns zu, der uns anbietet, die Türe für 1 $ öffnen zu lassen. ... die Bestechung lebe
hoch ! Wir wollen nicht zahlen und vor allen Dingen Stefan weigert sich aus Prinzip strikt, diesen Dollar als
„Entlohnung“ abzugeben; es ist nicht das Geld, sondern einfach die Art und Weise....Stefan ist der Meinung,
dass es bestimmt noch einen Hintereingang durch das nebenliegende Jazzlokal gibt. Als wir in dieses eintreten,
sind die Stühle schon auf den Tischen und der Lokalherr genießt vor dem Fernseher seinen wohlverdienten Feierabend. Die Vietnamesen werden (normalerweise) nie unfreundlich...doch man merkt, dass dem Herrn,
der uns scheinbar auch nicht richtig versteht, unser Auftreten nicht passt. Mit einer Handbewegung gibt er uns
deutlich zu verstehen, dass wir das Lokal wieder verlassen sollen. Wir tun dies, haben unser Problem dadurch aber noch immer nicht gelöst. Schließlich kommt ein zweiter Vietnamese dazu und sagt nur: 20.000 Dong
?...es dauert nicht lange, bis er mit seiner Hand ein Faustgroßes Stück Papier mit Marihuana herausholt. Halt !!
Das ist ein Missverständnis. Der „Türöffnervietnamese“ bittet Ihn, wegzugehen und notgedrungen stimmen wir
dem „Vertrag“ zu, dass er einen Dollar erhält, wenn er uns die Tür öffnet. ...Plötzlich eine überraschende
Verhaltensweise...wie öffnet man wohl die Tür ohne Schlüssel ? Man nehme seinen kleinen Finger und klopfe
3 Mal ganz leise gegen die Glastür....der Hotelangestellte, der hinter der Rezeption gelegen hat, kommt hervor
und öffnet das Schloss...so dumm können wirklich nur Touristen sein. Wir fragen uns wirklich, wieso wir das nicht so gemacht haben. Die Lösung war so einfach; doch die Tatsache, dass uns schon nach wenigen
Sekunden die Dienstleistung angeboten wurde, zeigt deutlich, dass wir wohl nicht die einzigen Touristen waren, die so schon einen Dollar verloren haben. Ich muss lachen und sage mir: „Vertrag ist Vertrag“...der
Vietnamese erhält seinen Dollar und macht somit an diesem Abend wahrscheinlich das Geschäft seines Lebens. Schneller und leichter kann man einen Dollar glaube ich nicht „verdienen“.
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